Alle Mörder sind schon da

Originaltitel: Clue
Alternativtitel: Clue – The Movie (USA)

Tim Curry in „Alle Mörder sind schon da”
© Paramount Pictures Home Entertaiment

USA 1985 • Regie: Jonathan Lynn • Drehbuch: Jonathan Lynn • Story: John Landis und Jonathan Lynn nach dem Parker-Brettspiel „Cluedo” • Kamera: Victor J. Kemper • Schnitt: Richard Halsey • Musik: John Morris • Produktion: Debra Hill (Debra Hill Productions mit Guber-Peters Productions und Polygram Pictures für Paramount Pictures) • Deutscher Verleih: United International Pictures

Besetzung

  • Eileen Brennan als Mrs. Peacock
  • Tim Curry als Wadsworth
  • Madeline Kahn als Mrs. White
  • Christopher Lloyd als Professor Plum
  • Michael McKean als Mr. Green
  • Martin Mull als Colonel Mustard
  • Lesley Ann Warren als Miss Scarlet

Handlung

Sechs Fremde werden unter falschen Vorwänden in ein abgelegenes Herrenhaus eingeladen und dort vom Butler Wadsworth empfangen. Als ihr gemeinsames Geheimnis offenbart wird und der Gastgeber ermordet wird, beginnt ein aberwitziges Spiel aus Verdächtigungen, Intrigen und weiteren Todesfällen.

Besprechung

„Alle Mörder sind schon da“ basiert auf dem Brettspielklassiker „Cluedo“, bei dem die Spieler durch geschicktes Kombinieren von Tatort, Tatwaffe und Täter einen Mordfall aufklären müssen. Das Spiel wurde bereits in den 1940er-Jahren vom britischen Ehepaar Pratt entwickelt und avancierte nach seiner Veröffentlichung durch den Spielwarenhersteller Parker Brothers rasch zu einem internationalen Welterfolg.

Schon 1980 sicherte sich Produzentin Debra Hill, bekannt als kaufmännische Triebfeder hinter mehreren John-Carpenter-Klassikern, die Filmrechte. Ursprünglich war eine Umsetzung bei Universal Pictures vorgesehen. Doch die Vorproduktion zog sich hin und gemeinsam mit dem Universal-Manager Ned Tanen, der dem Projekt zunächst grünes Licht gegeben hatte, wechselte der Film schließlich zu Paramount Pictures.

Mehrere Autoren arbeiteten an dem Stoff, darunter auch Komödienspezialist John Landis („Blues Brothers“), der zunächst auch als Regisseur vorgesehen war. Jonathan Lynn brachte das Skript in die entscheidende Form und durfte daraufhin selbst seine erste Regiearbeit übernehmen.

Kenner des Brettspiels werden ĂĽberrascht sein, wie eng sich der Film an die Spielmechanik anlehnt: Das Setting orientiert sich genau an den klassischen Tatorten und Mordwerkzeugen des Spiels. Auch die originalen Charakternamen tauchen in der Filmadaption auf, wenngleich die deutsche Brettspielfassung seit jeher andere Namen verwendet.

Im Ergebnis ist „Alle Mörder sind schon da“ eine irrwitzige Murder-Mystery-Parodie, die ihren besonderen Reiz aus der völlig überdrehten Handlung und den sichtbar spielfreudigen Darstellern zieht, die ihre Figuren vorsätzlich überzeichnen. Tim Curry sticht als Butler – und quasi Spielleiter des mörderischen Geschehens – heraus, doch überzeugt letztlich der gesamte Cast mit präzisem komödiantischem Timing.

Zugegeben: Eine gute Viertelstunde benötigt man mindestens, um sich in dem zusammenkonstruierten Geflecht zurechtzufinden. Hat man diese Hürde allerdings genommen, kann man sich jedoch entspannt zurücklehnen und sich von dem Kammerspiel mitreißen lassen, das weder an Screwball-Elementen noch an Dialogwitz spart.

Filmszene aus „Alle Mörder sind schon da”
© Paramount Pictures Home Entertaiment

Der Handlung folgt dabei bekannten Mustern à la Agatha Christie, insbesondere dem Prinzip von „Und dann gabs keines mehr“: Mehrere Personen sitzen in einem abgelegenen Anwesen fest und ein Mord reiht sich an den nächsten. Schon Alfred Vohrer hatte bei der Edgar-Wallace-Verfilmung „Das indische Tuch“ (1963) stärker auf dieses Motiv geschielt als auf die eigentliche Buchvorlage und dabei – selbst für Wallace-Verhältnisse – überdurchschnittlich parodistische Züge eingebaut. „Alle Mörder sind schon da“ treibt diesen Ansatz auf die Spitze, gehört gemeinsam mit „Eine Leiche zum Dessert“ (1976) zur Speerspitze des Genres und wirkt damit geradezu als Vorläufer heutiger, wieder sehr populärer leichtfüßiger Murder Mysteries mit komödiantischem Einschlag wie etwa „Knives Out“ (2019) mit Daniel Craig.

Die eigentliche Auflösung wirkt bei diesem absurden Spaß fast nebensächlich – was dem Vergnügen jedoch letztlich wenig Abbruch tut. Offenbar sahen das auch die Macher so und entschieden sich für einen ungewöhnlichen Kniff: Drei unterschiedliche Filmenden werden präsentiert. In der US-Kinoauswertung erhielten die Kinos diese Enden tatsächlich zunächst im Zufallsprinzip. Erst im weiteren Verlauf der Auswertung – so wohl auch in der deutschen Kinofassung – wurden schließlich alle drei Varianten hintereinander präsentiert, getrennt durch die Einblendungen „How It Could Have Happened“, „How about this?“ und schließlich „Here’s What Really Happened“.

An den Kinokassen war der Film zunächst kein Hit. Erst durch US-Fernsehausstrahlungen entwickelte er sich zu dem Kultfilm. Umso erstaunlicher ist, dass nach einer DVD-Veröffentlichung vor über zwanzig Jahren hierzulande lange Zeit keine angemessene Neuauflage folgte. Nun, zum 40. Jubiläum, hat Paramount Home Entertainment ein „4K UltraHD Limited Edition Steelbook“ veröffentlicht und den Film damit erstmals in High Definition herausgebracht. Das Bild präsentiert sich dabei gestochen scharf, ohne das natürliche Filmkorn wegzubügeln. So soll es sein!

Einen Wermutstropfen gibt es jedoch: Die britische Steelbook-Variante enthält zusätzlich eine Blu-ray mit Bonusmaterial, während die deutsche Sprachfassung ausschließlich auf der UHD-Disc enthalten ist. Da die Discs einheitlich für beide Märkte produziert werden, gibt es für deutschsprachige Fans nur die essenzielle 4K-Scheibe in dem schicken Steelbook.

Fazit: Der Film verbindet klassische Krimistruktur mit rasanter Screwball-Komödie und varriert dabei mögliche Täter und Motive in schön-schrägen Szenarien. (Wertung: 4/5)

4K Ultra HD „Alle Mörder sind schon da”
© Paramount Pictures Home Entertaiment

Die „Alle Mörder sind schon da” erschien am 23. Oktober 2025 als „4K UltraHD Limited Steelbook Edition”. Das besprochene Medium wurde von Paramount Home Entertainment für Rezensionszwecke zur Verfügung gestellt.